Wissenswertes

Wissenswertes über die Stimme und das Singen

Singen & Gähnen

Singen an sich ist keine besondere Anforderung, jeder Mensch kann singen!

Sicher ist Singen eine der ersten Verständigungsmöglichkeiten, die Stimme eines der ersten (Musik-) Instrumente der Menschheit. Leider ist die Stimme, ein Zusammenspiel von Stimmbändern und Atem-Luft, heute bei vielen recht verkümmert oder unterentwickelt. Man hält sich schlecht und sitzt zu viel. Man soll nicht laut sein, nicht gähnen, husten, stöhnen usw. Jede nicht verbale Äußerung wird bereits im Keim (bei Kleinkindern) erstickt, da nicht gesellschaftsfähig.
Dabei sind diese Reflexe unseres Körpers äußerst wichtig für unser Wohlbefinden und letztlich auch für unsere Gesundheit. Und sie spielen eine große Rolle im Zusammenhang mit einer intakten Stimme! Die Unterdrückung dieser Körper-Impulse und der damit einher gehenden Beschneidung des stimmlichen Ausdrucks führt manchmal sogar soweit, dass wir Angst vor unserer eigenen Stimme haben, wenn sie einmal frei und gewaltig ertönt.

Singen und Gähnen (und andere Reflexe) sollten wir kultivieren und genießen, denn es nützt uns und tut einfach gut!

Was ist die Stimme?

Der “Stimm-Apparat”

Die Stimme existiert nicht, jedenfalls nicht als Organ. Die Stimme entsteht in jedem Moment da sie erklingt neu und ist ein Zusammenspiel verschiedenster Muskeln und Körperteile - und der Seele.
Zum Singen und klangvollen Sprechen benötigt man folglich den ganzen Körper samt Herz und Seele (der Verstand stört manchmal ein wenig).
Verspannungen und Blockaden im gesamten Körper wirken sich auf die Stimme aus und sind daher wert (und nicht nur in Bezug auf die Stimme!), aufgelöst zu werden. So kann ein guter Gesangsunterricht also nur ganzheitlich sein, den gesamten Menschen mit seinen körperlichen und seelischen Beschränkungen und Belastungen einbeziehen. Singen und Sprechen ist erst mal ein Akt der Befreiung! Gut kultiviert kann dann Kunst daraus erwachsen.

Gesundheits-Tipps

So erhalten und pflegen Sie Ihre Stimme

Normalerweise bedarf die Stimme keinerlei besonderer Aufmerksamkeit! Wenig Sprechen, ständig Schal tragen, nur bestimmte Getränke zu sich nehmen...
sind alles Gerüchte und Bilder vom singenden Menschen, die man getrost vergessen kann.
Natürlich ist es wichtig, Körper-bewusst zu leben, sich gut zu tun und zu pflegen im ganzheitlichen Sinn. Jede Wohltat am Körper kommt auch der Stimme zu Gute!

Grundsätzlich empfehlenswert für den Alltag ist

  • auf richtige Haltung und Atmung achten
  • viel Wasser trinken, möglichst in größeren Portionen (nicht trinken, um den Mund zu befeuchten, da sonst möglicherweise die Speichelproduktion reduziert wird)
  • bequem und witterungsgemäß ankleiden
  • Massagen genießen (Teil- oder Ganzkörper-)
  • Baden
  • möglichst vielseitige Ernährung
  • viele kleine Pausen zum Entspannen

Empfehlenswert bei akuter Erkrankung (Halsschmerzen, Entzündung im Hals-/ Rachenraum/ der Stimmbänder)

  • möglichst wenig Sprechen, nicht Singen!
  • Salbeitee mit Honig zum Gurgeln und häufigen Trinken
  • Salbeibonbons

Bei allgemeiner Grippe, Erkältung, Bronchialkatarr

  • Thymiantee
  • evtl. Tigerbalm o.ä. zum Einreiben des Brustkorbes (vorne und Rücken) und der Schläfen
  • Singen und Klingen, den Körper durch Summen in Schwingung versetzen

Ungünstig bei Genuss unmittelbar vor oder während stimmlicher Beanspruchung

  • Kaffee, Milch, (heiße) Zitrone
  • Schreien, Brüllen, Räuspern
  • Rauchen, verrauchte, trockene Luft

Singend gesund

Mehr Mut zur Stimme

von Dr. Susanne Holst

Weihnachtslieder unterm Tannenbaum, das hat in vielen Familien noch Tradition. Singen im Alltag dagegen ist out: Volksweisen gelten als unmodern, vergessen ist das alte Liedgut. Selbst bei angesagten Popsongs gilt: Vor anderen die Stimme zu erheben, ist den meisten peinlich. Selber singen ist verpönt.

Zu Unrecht, denn Singen bringt außer Spaß auch Gesundheit. Experten kritisieren die Singabstinent in Familien, Kindergärten und Schulen.

Ein ganzes Bündel förderlicher Folgen wird verschenkt: Die Kopfdurchblutung verbessert sich beim Singen, der ganze Körper wird stimuliert. Stimmbänder, Lunge, Herz, Zwerchfell, sogar der Beckenboden beginnt zu schwingen. Die Atmung wird tiefer und liefert mehr Sauerstoff.

Wer häufig länger singt, ist ausgeglichener und selbstbewusster, kann besser mit Sorgen und Stress umgehen. Alltagssänger sind lebensfroher und haben häufiger gute Laune. Sie sind hilfsbereiter und mehr in Kontakt mit ihren Mitmenschen. Schon 20 Minuten täglich ein Liedchen trällern
– egal was und wie gut – das steigert die Leistungsfähigkeit enorm.

Bei Sorgen und Trauer kann Singen Lebenshilfe sein. Der Klang der eigenen Stimme beruhigt. Das schwingende Zwerchfell aktiviert das Sonnengeflecht, dass regulierend auf das autonome Nervensystem einwirkt. Wer bei Angst lange genug singt, bekommt wieder einen klaren Kopf
und kann angemessen handeln.

Bei Schulkindern fördern Gesang und Musizieren zudem Schlüsselfähigkeiten, mit denen es sich leichter und besser lernen lässt: Kreativität und Sprachgewandtheit etwa, Begeisterung und
Motivation. Auch Gemeinschaft wird durch Singen unterstützt, wie im Gottesdienst, in Vereinen
oder beim abendlichen Schlaflied. Die verbindende Atmosphäre schafft Nähe, Ruhe und Harmonie.

Also, mehr Mut zur eigenen Stimme! Im Auto oder im Badezimmer, beim Wandern oder der Hausarbeit – entrosten Sie Ihre Stimmbänder, singen Sie [nach den Feiertagen] einfach weiter und sich gesünder.

Singen ist gesund

was SängerInnen schon immer wussten - wissenschaftlich belegt!

von Jörg Zittlau in Natur & Heilen

Singen ist, wie aktuelle Studien belegen, ähnlich gesund wie regelmäßiger Sport. Denn es ist mehr als nur eine blosse Stimmbandaktion, sondern eine Aktivität, die den ganzen Körper einschließt. Lunge, Herz, Zwerchfell, ja sogar die Bauchdecken-, Bein- und Gesäßmuskulatur sind daran beteiligt, mit entsprechend positiven Effekten auf Herz und Kreislauf. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Organe kombiniert mit dem musikalischen Sich-gehen-lassen und dem Gefühl, aus eigener Kraft kreativ etwas in die Welt einbringen zu können, hilft außerdem dabei, psychische Stimmungen abzubauen.

Mit anderen Worten: Singen ist eine Art von Stressbewältigung, ähnlich wie Autogenes Training. Der Münsteraner Musikpsychologe Karl Adamek hat diesen Effekt in mehreren Studien und Therapieeinheiten beobachten können. Sein Resümee: "Durch Singen bewältigen viele Menschen Angst, Trauer und Stress." Wer singt, hat also deutlich bessere Chancen auf psychisches Wohlbefinden.

Adamek betrachtet den Gesang durchaus als Möglichkeit, mit schweren psychischen Wunden aus der Kindheit klar zu kommen. Hilfreich seien dabei vor allem die "Come-together-songs" aus den verschiedenen Kulturen, also nicht das einsame Solo in der Oper, sondern das gemeinschaftliche Intonieren im Chor. "Wenn wir auf diese Weise singen", so Adamek, "können wir erleben, wie aus der Wunde das Wunder wird."

Darüber hinaus zeigt Singen aber auch konkrete körperliche Effekte. So fand das "Stockholmer National-Institut für Gesundheit und psychosoziale Faktoren" bei Berufssängern eine Herzmuskelleistung, die man sonst von Dauerläufern gewohnt ist. Amateursänger zeigten hingegen in erster Linie Hormonveränderungen. Bei ihnen wurde während und nach den Gesangsproben vermehrt entzündungshemmende Stoffe ausgeschüttet, sowie eine Substanz namens Oxytocin. Dieses Hormon wird sonst bei Frauen während der Schwangerschaft ausgeschüttet, um das Mutterschaftsverhalten auszulösen - und es wird beim Sex aktiviert, um für eine angenehme Mischung aus Euphorie und Beruhigung zu sorgen. Weswegen dann auch einige Wissenschaftlter Oxytocin als "Kuschelhormon" bezeichnen, und möglicherweise ist das einer der Gründe dafür, dass es in Chören nicht nur musikalisch so harmonisch zugeht.

Eine aktuelle Studie der Universität Frankfurt belegt schließlich, dass Singen auch das Immunsystem mobilisiert. Die Wissenschaftler untersuchten die Immunparameter eines Laienchros, der sich am Requiem von Mozart versuchte. Die Sänger zeigten nach ihrer Probe deutlich verbesserte Immunparameter, wie etwa ein Anstieg der Immunoglobuline im Speichel, was für eine verbesserte Abwehrleistung gegenüber grippalen Infekten steht. Interessant: Beim Anhören von Musik zeigten die Chormitglieder kaum Veränderungen in ihrer Immunleistung. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass aktives Singen das Immunsystem trainiert, nicht aber das passive Hören von Musik.

Wer also im Chor aktiv ist, bekommt seltener einen Schnupfen. Wer dagegen seine Musikalität passiv vor dem CD-Player auslebt, übersteht ein nasses Wetter wohl kaum beschwerdefrei.

   

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